Da Hunde über eine nur deutlich kürzere Lebensdauer verfügen als wir Menschen, müssen wir uns emotional mit einer Tatsache befassen, auch wenn sie große Schmerzen in uns hervorruft: der Tod des eigenen Hundes. Wir denken, dass jeder Leser dieser Zeilen uns zustimmen wird, wenn wir sagen:
- Es schmerzt sehr, mitzuerleben, wenn der eigene Hund an Altersschwäche stirbt, weil seine Zeit dafür gekommen ist.
- Es schmerzt sehr, den eigenen Hund einschläfern lassen zu müssen, weil seine für ihn unerträglichen Gebrechen keine Therapie zum Zwecke der Leidensmilderung mehr zulassen.
- Es schmerzt sehr, mitzuerleben wie der eigene Hund z.B. im Straßenverkehr in Folge einer Kollision mit einem Kraftfahrzeug verletzt oder sogar zu Tode kommt.
- Es schmerzt sehr, mitzuerleben wie der eigene Hund durch einen anderen Hund verletzt oder sogar getötet wird.
Mit dem natürlichen oder krankheitsbedingten Tod des eigenen Hundes können wir uns als Hundehalter „frühzeitig“ auseinander setzen. Ereignisse wie die Tötung durch unvorhersehbare „Fremdeinwirkungen“ schockieren uns, weil sie nicht den alltäglichen Erfahrungswerten entsprechen. Hier ist der Verlustschmerz über den eigenen Hund gerade deshalb vielleicht umso höher.
Es wundert daher nicht, dass die Anwesenheit des „neuen“ Wolfes in der freien Wildbahn neben dem „alten“ eigenen Hund manchmal mit zweierlei Maßstab vom Hundebesitzer bewertet wird. Mancherorts entsteht die Frage, ob mit der Ausbreitung der Wölfe in Deutschland ein neues Risiko für Hundehalter oder besser gesagt für Hunde auftritt. Diese Risiken werden im Folgenden beleuchtet.
Zunächst gehen wir dabei von im Verhalten unauffälligen, also „normalen“, Wölfen aus.
Bei der klassischen Situation „Hund und Besitzer gehen in der Natur spazieren und treffen auf einen oder mehrere Wölfe“ sollte stets eine Beurteilung der Situation durch den Hundehalter erfolgen – insofern er dieses zu leisten vermag. Erst einmal ist jedoch festzustellen, dass die Wahrscheinlichkeit auf den Wolf oder die Wölfe in deren Territorium zu treffen eher gering. Wolfsterritorien sind im Mittel bis zu 200 – 300 Quadratkilometer groß. Das sind analog 20.000 bis 30.000 Hektar Fläche. Dieses Gebiet als Mensch mit Hund zu durchstreifen und dabei die Wölfe anzutreffen ist eher gering, jedoch auch nicht Null. In der weiteren Fallannahme gehen wir nun also davon aus, dass der Fall des Antreffens zwischen Hund und bezgl. Wolf eingetreten ist. Nun ergeben sich weitere Fallunterscheidungen, die es zu beurteilen gilt:
- Betrachtet der Wolf oder die Wölfe den eigenen Hund als neutralen Artgenossen oder nicht. Das bedeutet, ist der Hund den Wölfen egal oder nicht. In jedem Fall sollte der eigene Hund zu sich als Hundehalter zurück gerufen werden, bei sich geführt werden und ggf. angeleint werden. Wird der Hund von den Wölfen als „unwichtig, uninteressant, etc.“ beurteilt, werden diese ihren Weg im Territorium fortsetzen und auch Hund und Halter können ihren Weg fortsetzen. Es besteht also keine Konfliktsituation.
Ist der Hund den Wölfen nicht egal, dass heißt die Wölfe nehmen vom Hund konkret Notiz und orientieren sich an seiner Anwesenheit, muss wie folgt weiter differenziert und beurteilt werden:
- Empfinden die Wölfe den Hund als Eindringling in ihrem Territorium? Wenn ja, kann es sein, dass die Wölfe sich dem Hund nähern wollen und ihn zu vertreiben. Umso wichtiger ist es in dieser Situation, dass der Hundehalter seinen Hund bei sich führt und der Hund sich führen lässt. Befindet sich der Hund im Freilauf und ohne Orientierung an seinem Halter, kann es zu Auseinandersetzungen zwischen Wölfen und dem Hund kommen. Hierbei ist eine Verletzung, bis hin zur Tötung des Hundes durch die Wölfe nicht auszuschließen. Der Halter sollte sich mit seinem Hund aus der Situation entfernen.
- Sehen die Wölfe in einem kleinen Hund mögliche Beute? Wie schon beschrieben, gilt es auch in dieser Situation den eigenen Hund bei sich zu führen. Entfernt sich der kleine nicht angeleinte Hund vom Halter, kann es sein, dass die Wölfe den Hund als Beute ansehen und ihn jagen – mit der Absicht ihn zu töten und zu fressen. Der Halter sollte sich mit seinem Hund aus der Situation entfernen.
- Zeigt sich ein weiblicher Wolf (Fähe) in der winterlichen Paarungszeit, interessiert an einem Hunderüden? Es gilt wieder den Hund eng bei sich zu führen. Möglicherweise könnte die Fähe den für sie interessanten Hunderüden begleiten wollen. Der Halter sollte sich mit seinem Hund aus der Situation entfernen.
- Zeigen sich Wolfswelpen oder noch junge Wölfe „neugierig“ am Hund? Auch dieser Fall ist möglich, was nicht zwingend für den eigenen Hund als Gefahr einzustufen ist. Empfindet der Halter in dieser Situation Unbehagen oder Angst, ist auch hier die eigene Entfernung samt Hund aus der Situation anzuraten.
Jagdhunde unterschiedlicher Rassen haben unterschiedliche Aufgaben im Jagdrevier des Menschen zu erfüllen. Ein Jagdrevier, welches sich mit dem Wolf geteilt wird.
Maßnahmen zur Risikominimierung für den im Einsatz befindlichen Jagdhund sind:
- Bei der Einladung und Begrüßung der Jagdgesellschaft weist der Jagdherr auf die mögliche Anwesenheit von Wölfen im zu bejagenden Revier hin. Dadurch kann jeder Hundeführer entscheiden, ob sein Hund letztlich an der Jagd teilnehmen soll oder nicht.
- Bei Drückjagden werden die Hunde, anders als bisher üblich, nicht gleich von Anfang an geschnallt (von der Leine loslassen), sondern erst mit einer zeitlichen Verzögerung, damit eventuell im Gebiet vorhandene Wölfe sich zurück ziehen können.
- Bei der Nachsuche von verletztem Wild, sollten Hunde wenn möglich nicht geschnallt werden. Die mögliche Gefahr bei der geschnallten Nachsuche wäre, dass der Nachsuchenhund (auch Schweißhund genannt)das verletzte Wild findet, während dieses bereits von Wölfen gefunden und in Besitz (Beute) genommen wurde.
Ganz gleich wie auch immer die Begegnung zwischen dem eigenen Hund und dem Wolf abläuft. Ist der Hundehalter dieser Situation allein – ohne Augenzeugen – gegenübergestellt, kann es sein, dass ihm vollständig, teilweise oder gar nicht Glaube geschenkt wird, wenn er Mitmenschen davon berichtet.
An dieser Stelle sei empfohlen, dass wenn ein Hundehalter mit verletztem Hund den Tierarzt aufsucht und von einer Wolfsattacke berichtet, dass der Tierarzt umgehend einen Genetikabstrich von der Wunde nimmt, ehe er diese versorgt. Nur so kann am Ende ein Beweis erbracht werden.
Handlungsempfehlungen im Umgang mit auffälligen Wölfen in Bezug auf Hunde finden Sie unter dem Menüpunkt Umgang auffällige Wölfe.